Herz: Die Phasen des Herzzyklus

Herz: Die Phasen des Herzzyklus
Herz: Die Phasen des Herzzyklus
 
Damit das Herz Blut in den Lungen- und den Körperkreislauf pumpen kann, muss sich die Herzmuskulatur zusammenziehen und wieder ausdehnen. Während der Kontraktion der Herzmuskulatur presst das Herz aus der rechten Herzkammer sauerstoffarmes Blut in die Lungenarterien, damit es wieder mit Sauerstoff beladen wird, aus der linken Herzkammer pumpt es frisches, sauerstoffreiches Blut in die Aorta. Die Kontraktion des Herzens wird als Systole, die anschließende Ausdehnung beziehungsweise Erschlaffung, bei der sich Herzkammern wieder mit Blut füllen, als Diastole bezeichnet. Die Kontraktion des Herzmuskels wird als Herzschlag bezeichnet und ist als Puls fühlbar.
 
 Herzzyklus
 
Nicht nur die Herzkammern ziehen sich zusammen, sondern auch die Vorhöfe. Allerdings verläuft dieser Vorgang nicht parallel, sondern zeitversetzt. Deshalb wird der Herzzyklus in einen Vorhof- und einen Kammerzyklus unterteilt. Die Herzvorhöfe ziehen sich noch während der Diastole kurz vor den Herzkammern zusammen, wodurch Blut aus den Vorhöfen in die Herzkammern gelangt. Dann entspannen sie sich wieder. Im Anschluss daran kontrahiert das Myokard der Herzkammern. Dabei wird ein starker Druck auf das in den Herzkammern befindliche Blut ausgeübt, woraufhin sich die Segelklappen zu den Vorhöfen schließen. Als Folge kann kein Blut mehr aus den Vorhöfen in die Kammern gelangen. Die Taschenklappen hingegen können dem Druck des Blutes nicht mehr standhalten und öffnen sich. Das Blut fließt rasch in die Lungenarterien und die Aorta, sodass es zu einem Druckanstieg in diesen Gefäßen kommt. Der Druck in der Herzkammer hingegen fällt ab, sodass sich die Taschenklappen wieder schließen. Während der Herzkammersystole saugen die Herzvorhöfe aus der oberen und unteren Hohlvene beziehungsweise den Lungenvenen Blut an und füllen sich. Die Kammersystole ist nochmals in Anspannungs- und Austreibungsphase unterteilt: Als Anspannungsphase wird der Zeitraum bezeichnet, in der sich die Kammermuskulatur anspannt, die Segelklappen aber schon geschlossen sind. Die Austreibungsphase beginnt, wenn sich die Taschenklappen durch den Druck des Bluts öffnen, und endet, wenn sie sich wieder schließen. Bei jeder Austreibungsphase werden von jeder Herzkammer rund 70 Milliliter Blut in Lungen- und Körperkreislauf gepresst. Pro Minute kommt es beim gesunden Erwachsenen zu rund 70 Herzschlägen, das heißt, dass das Herz sich etwa 70-mal zusammenzieht. Unter Belastung erhöht sich der Herzschlag, da die Zellen größere Mengen Sauerstoff benötigen.
 
Wenn die Kammermuskulatur während der Diastole erschlafft, öffnen sich die Segelklappen zu den Vorhöfen infolge des Sogs, der durch die Ausdehnung der Kammern entsteht. Das Blut aus den Vorhöfen wird dadurch ebenfalls eingesogen. Die Kammer füllt sich. Gegen Ende der Diastole helfen die Vorhöfe durch ihre Kontraktion mit, die Herzkammer zu füllen. Allerdings tragen sie nur einen kleinen Teil zur Füllung der Kammer mit Blut bei. Die Dauer der Diastole beträgt etwa 0,7 Sekunden, die Dauer der Systole hingegen nur 0,15 Sekunden.
 
 Herztöne und Herzgeräusche
 
Mit dem Stethoskop kann der Arzt die Tätigkeit des Herzens abhören, denn bei der Kontraktion entstehen charakteristische Töne. Wenn sich die Kammermuskulatur zusammenzieht und sich die Segelklappen schließen, werden die Kammern in Schwingungen versetzt. Der Ton, der durch diese Schwingungen entsteht, wird als erster oder systolischer Herzton bezeichnet. Der Ton, den die Taschenklappen von sich geben, wenn sie sich zu Beginn der Erschlaffungsphase des Herzens schließen, wird zweiter oder diastolischer Herzton genannt. Als Herzgeräusche werden Herztöne bezeichnet, wenn sie aufgrund defekter Herzklappen verändert klingen. Schließt eine Herzklappe nicht mehr vollständig oder ist sie verengt, fließt das Blut nicht mehr wie gewohnt, sondern versucht entweder in den vorhergehenden Herzabschnitt zurückzufließen oder muss mit stärkerem Druck in den nächsten Abschnitt gepresst werden. Dabei wird das Blut verwirbelt, sodass die Herzgeräusche entstehen. Der Arzt kann die Funktionsfähigkeit der einzelnen Herzklappen bis zu einem gewissen Grad bereits durch Abhören (Auskultation) prüfen. Die Töne, die die einzelnen Klappen verursachen, sind an verschiedenen Stellen des Brustraums mit dem Stethoskop zu hören. Beispielsweise ist der Ton, den die Aortenklappe verursacht, im zweiten Zwischenrippenraum rechts vom Brustbein zu hören, der Ton, der durch die Mitralklappe entsteht, hingegen in der Region der Herzspitze. Der Erb-Punkt in Höhe der Taschenklappen etwas über dem Brustbein gibt einen guten ersten Überblick über beide Herztöne (1. und 2. Herzton).

Universal-Lexikon. 2012.

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  • Blutkreislauf — Zirkulation * * * Blut|kreis|lauf 〈m. 1u〉 Kreislauf des Blutes im Körper * * * Blut|kreis|lauf, der (Med.): [durch das Herz angetriebener] Umlauf des Blutes im menschlichen bzw. tierischen Körper. * * * Blutkreislauf,   Blutzirkulation, die… …   Universal-Lexikon

  • Systole — Sỵ|sto|le auch: Sỵs|to|le 〈[ le:] od. [ to:lə] f.; , to|len; Med.〉 Zusammenziehung des Herzmuskels; →a. Diastole [grch., „Einschränkung“; zu systellein „zusammenziehen“] * * * Sy|s|to|le [auch: zʏstole ], die; , …olen [griech. systole̅̓ =… …   Universal-Lexikon

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  • Pulsdruck — Das Herz arbeitet in zwei Phasen, der Kontraktionsphase (Auswurfphase, Systole) und der Erschlaffungsphase (Füllungs oder Ruhephase, Diastole). Es erzeugt somit Druck nur während der Kontraktionsphase. Die Differenz zwischen dem Spitzendruck der… …   Deutsch Wikipedia

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